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Liebe Besucher dieser Seite.

Leider werden Senkung und Senkungsbeschwerden häufig nur stiefmütterlich behandelt/angesprochen. Die Betroffene muss zumeist die/den Behandelnde/-n aktiv auf ihre Beschwerden hinweisen. Insbesondere wenn diese/dieser mit der Erkennung und Behandlung während seiner Kliniktätigkeit wenig befasst war. Daher bitte ich Sie, bestehende Probleme anzusprechen. Keine falsche Scham. Denn ihr Frauenarzt/ihre Frauenärztin ist derjenige/diejenige, zu deren Aufgabe es gehört, Ihnen auch in diesem Bereich Hilfe anzubieten.

Zumeist wird dieses Thema auch aus der Furcht heraus gemieden, es gäbe keine Lösung und die vorhandenen Lösungen seien schmerzhaft und nicht nachhaltig.          

Mitnichten.

-          Es gibt schonende Lösungen

-          Diese Lösungen sind zumeist nicht belastend

Es ist schade, wenn Sie durch keine oder späte Maßnahmen in einem kostbaren Abschnitt Ihres Lebens auf Lebensqualität verzichten.

 

In den folgenden Zeilen möchte ich meine Erfahrungen und meine Expertise mit Ihnen teilen.

Bitte scheuen Sie sich nicht, mich mit weiteren Fragen zu diesem Thema zu konsultieren.

 

Senkung

Leider wird in den Medien „Senkung“ mit der Harninkontinenz, dem unwillkürlichen Verlust von Urin gleichgesetzt. Dies ist nicht korrekt.

Die Senkung ist ein Leid, das weitaus umfangreicher Beschwerden bereiten kann.

 

Zunächst ist die Aufteilung der Senkung nach ihrer Lokalisation möglich.

Dieses sehr einfache Schema soll Ihnen den weiblichen Beckenboden mit seinen verschiedenen Abschnitten darstellen.

 

Prinzipiell kann es zu einer Senkung der:

1.      Vorderen Scheidenwand

2.      Hinteren Scheidenwand

3.      des Beckenbodens

4.      Sonderfall: Vorfall des Scheidenstumpfes

kommen.

 

In der Regel kommt es zu einer Kombination der verschiedenen Senkungen. Meist steht die Senkung des vorderen Kompartimentes im Vordergrund.

 

Je nach Ausprägung und Lokalisation kann die Senkung unterschiedliche Beschwerden/Symptome auslösen.

Dabei ist das beklagte Leid nicht proportional zu dem darstellbaren Grad der Senkung.

 

1.      Die Senkung der vorderen Scheidenwand:       Zystozele

 

Die Harnblase drängt in die Scheide. Je nach Ausprägung ist die Vorderwand der Scheide durch den Scheideneingang tastbar oder sogar sichtbar am klaffenden Scheideneingang.

 

In der Anfangsphase kommt es zur sogenannten „Streßinkontinenz“. Urinverlust beim Husten, Pressen Niesen und beim Sport.

 

Im Verlauf kommt es wegen des „Quetschhahnmechanismus“ mehr und mehr zur erschwerten Harnblasenentleerung.

Folgen sind:

-          Restharnbildung (stehender Urin kann sich infizieren)

-          häufige Harnblasenentzündungen

-          aufsteigenden Harnwegsinfekten (bis hin zur Urosepsis)

-          ständiger Harndrang/häufiges Wasserlassen

-          Fremdkörpergefühl in der Scheide

-          Unwohlsein/Schmerzen bei der Geschlechtlichkeit

(In der Scheide kann es zu häufigerem Mißempfinden durch das Reiben der Scheidenwände gegeneinander mit Entzündungen, Infektionen und ggf. blutigem Ausfluß kommen)

 

In der dynamischen Untersuchung mit getrennten Spekulae können wir gemeinsam prüfen, ob eine solche Senkung bei Ihnen vorliegt.

Aber auch ein einfacher Selbsttest kann Ihnen weiterhelfen:

Wenn Sie einen Langfinger (Zeige und/oder Mittelfinger) in die Scheide einführen und die Bauchpresse (wie zum Stuhlgang) betätigen, können Sie die Vorderwand der Scheide an der Fingerbeere Ihres Fingers anstoßend fühlen.

 

 

2.      Die Senkung der hinteren Scheidenwand:        Rectozele

Der Endabschnitt des Darmes (das Rectum) drängt in die Scheide.

Je nach Ausprägung ist die Hinterwand der Scheide durch den Scheideneingang tastbar oder sogar sichtbar am klaffenden Scheideneingang.

In Analogie zum vorderen Kompartiment kann es hier zur erschwerten Entleerung des Darmes kommen

 

 

 

 

 

-          das Gefühl, den Darm nicht entleeren zu können:

beim Pressen wölbt sich der Darm mit der Scheidenhinterwand in die Scheide. Der Druck der zum Überwinden des Anus erforderlich ist wird nicht erreicht

-          Reststuhlbildung

-          Nachschmieren

-          Hygieneprobleme

sind die Folge. Wenn diese Veränderung nicht erkannt wird, entwickeln zahlreiche ältere Frauen Techniken, mit denen sie sich behelfen. Einige Frauen drücken gegen die hintere Scheidenwand um den Stuhlgang zu vollenden. Dies ist traurig, da es durchaus schonende Behandlungen gibt.

 

In der dynamischen Untersuchung mit getrennten Spekulae können wir gemeinsam prüfen, ob eine solche Senkung bei Ihnen vorliegt.

Aber auch ein einfacher Selbsttest kann Ihnen weiterhelfen:

Wenn Sie einen Daumen in die Scheide einführen und die Bauchpresse (wie zum Stuhlgang) betätigen, können Sie die Hinterwand der Scheide an der Fingerbeere Ihres Daumens anstoßend fühlen.

 

3.      Die Senkung des Beckenbodens:                        Uterussenkung

 

Das mittlere Kompartiment mit der Gebärmutter senkt sich. Dies kann bis zum Vorfall der Gebärmutter aus der Scheide reichen.

Meist ist diese Form der Senkung mit einer vorderen und hinteren Senkung vergesellschaftet.

Daher lassen sich auch die diffusen Beschwerden ableiten.

 

 

 

 

 

 

 

-          Fremdkörpergefühl

-          Ziehende Unterleibsschmerzen

-          Rücken-/ Kreuzschmerzen

-          Schmerzen beim Geschlechtsverkehr

-          Harnverhalt/Harnblasenentleerungsstörung

-          Defäkationsstörungen/unvollständige Darmentleerung

-          häufige Scheidenentzündungen

 

 

4.   Sonderfall: Vorfall des Scheidenstumpfes          Scheidenstumpfvorfall

 

Bei diesem Fall kommt es nach ehemals erfolgter Entfernung der gesamten Gebärmutter zu einer Senkung des Scheidenstumpfes.

Im Rahmen der kompletten Gebärmutterentfernung wird auch das stärkste Band, das den Beckenboden hält (Ligamentum sacrouterinum) durchtrennt.

Daher plädieren zahlreiche Experten des Beckenbodens dafür, den Gebärmutterhals zu belassen.

 

Aber: es liegt keine lineare Abhängigkeit der Senkung von der gehabten Gebärmutterentfernung vor.

Senkung ist zumeist multifaktorieller Genese.

 

-          Symptome der Senkung des Scheidenstumpfes sind ähnlich der o.g. Beschwerden.

 

 

Behandlung der Senkung:

 

Wenn wir über die Behandlung der Senkung sprechen, kommen wir nicht umhin, die Ursachen dieses Leidens anzusprechen.

Auch gibt es keinen Zweifel, dass die Vorbeugung im Vordergrund steht.

 

Die Ursachen der Senkung in der Reihenfolge ihrer Bedeutung:

 

1.      Die Vaginale Geburt:

a.       Insbesondere die vaginal operative Entbindung (1), (2)

                                                  I.      Zangenentbindung

                                               II.      Saugglockenentbindung

b.      das Gebären von großen Kindern

c.       ausgedehnte Verletzungen des Scheideneinganges mit klaffendem Scheideneingang führen über die mangelnde Kompensation der Druckverhältnisse in der Scheide eher zur Senkung.

 

2.      Übergewicht:

a.       das Übergewicht lastet auf dem Beckenboden

 

3.      Das Rauchen:                              

a.       Raucherinnen haben in der Regel häufigere und länger anhaltende Entzündungen der oberen Atemwege

b.      Raucherinnen hüsteln/husten auch außerhalb einer Erkältung (Raucherhusten)

 

4.      Chronisch obstruktive Lungenerkrankungen:    

a.       das Husten und der erhöhte Atemwiderstand führen zu einer höheren Druckbelastung des Abdomens und auch des Beckenbodens

b.      Asthma bronchiale

c.       Chronische Bronchitis

 

5.      Bindegewebsschwäche:              

a.       eine eher seltene Ursache für die Entwicklung einer Senkung

 

 

Prävention der Senkung:

 

Wie sie oben sehen, können wir zahlreiche der aufgeführten Ursachen vermeiden.

Die Meidung des Übergewichtes ist einer der wichtigsten Ansatzpunkte bei der Prävention einer Senkung.

Insbesondere in der Schwangerschaft ist eine disziplinierte Kost mit entsprechender Gewichtsentwicklung wichtig.

Zu einem gewissen Grad wird durch die nicht zu hohe Gewichtszunahme in der Schwangerschaft auch das Geburtsgewicht des heranreifenden Kindes beeinflusst.

Der Schaden, der bei einem großen Kind unter der Geburt hervorgerufen wird, wird dadurch häufig vermieden. Während der gesamten Schwangerschaftsdauer sollte daher die Gewichtszunahme der Schwangeren idealerweise bei 8 – 12 kg liegen.

Dies hat auch vorbeugenden Charakter für Erkrankungen in der Schwangerschaft:

-          Bluthochdruck

-          Schwangeren-Diabetes

-          Ödeme

 

Auch das Kind profitiert von einer vernünftigen Gewichtsentwicklung der Schwangeren. Spätere Erkrankungen beim Kind sollen auch deutlich seltener sein (Diabetes mellitus, Bluthochdruck, Übergewicht).

 

Ein anderer sicherlich vermeidbarer Punkt ist das Rauchen.

 

-          Therapie:

a.       Konservative Therapie:

                                                  i.      Beckenbodenbeübung: leider kann durch effiziente Beübung des Beckenbodens nur in frühen Phasen der Senkung eine Besserung erreicht werden.

Aber auch bei fortgeschrittenen Phasen der Senkung kann die Beckenbodenbeübung eine Vorbereitung für die eigentliche operative Sanierung sein.

Eine spezielle Form des Beckenbodentrainings, das Biofeedback und Elektrostimulation bietet Vorteile bei einigen Frauen im Vergleich zur klassischen Beckenbodenbeübung.

Diese Anwendung wird leider nicht immer von den Krankenkassen getragen.

Alternativ dazu können Übungsgeräte eingesetzt werden, um das gezielte Kontrahieren der Muskulatur zu erreichen. Die oft zitierten „Kugeln“ empfehle ich nicht, da kein gleichmäßiges Widerlager geboten wird.

 

                                                ii.      Gewichtsoptimierung und Sport:

Eigentlich ist fast jegliche sportliche Betätigung auch gut für den Beckenboden.

 

                                              iii.      Pessar Therapie:

Durch die Einlage eines Gummi- oder Silikongegenstandes in die Scheide können die Beschwerden einer Senkung gelindert werden.

§  Schalen Pessare

§  Ring Pessare

§  Würfel Pessare

Nachteil der Pessar Therapie sind häufige Entzündung bis hin zu Druckgeschwüren der Scheidenwand (Scheidenschleimhaut) und Einschränkungen in der Geschlechtlichkeit.  Zumeist gelingt die korrekte Einlage eines Pessars nicht selbstständig. Daher müssen leider alle 4 – 6 Wochen der FA/die FÄ konsultiert werden, damit das Pessar entfernt, gereinigt und wieder eingelegt werden kann. Diese Prozedur ist belastend, wenn durch das fortgeschrittene Alter der Patientin und den langjährigen Hormonmangel der Scheideneingang eingeengt (atroph) ist. Schmerzen sind die Folge.

Diese Form der Behandlung sollte eigentlich den Frauen vorenthalten sein, die eine Narkose nicht vertragen würden oder diese explizit ablehnen.

 

b.      Operative Maßnahmen:

 

                                                  i.      Korrektureingriffe der Scheidenwand:

1.      Vordere Scheidenplastik (ohne Fremdmaterial, kein „Plastik“ der Begriff leitet sich vom griechischen plasein= gestalten, ab) / Korrektur der vorderen Scheidenwand

Das Bindegewebe unterhalb der Scheidenwand wird durch selbstauflösende Nähte zusammengefasst. Darüber wird die Scheidenhaut verschlossen.

Eine kurzfristige (48h) Tamponade der Scheide mit nachfolgender Lokaltherapie mittels Zäpfchen, die in die Scheide gelegt werden, sorgen für eine gute Wundheilung.

Damit kann bei korrekter Technik zumeist eine anhaltende Korrektur erreicht werden.

Wichtig ist aus meiner Sicht die nach Möglichkeit gleichzeitige, „apikale Fixation“.

Durch Zug am Gebärmutterhals wird das Ergebnis der Scheidenplastik gesichert.

Ich bevorzuge in den allermeisten Fällen die Kombination mit der LASH (siehe Startseite).

 

2.      Hintere Scheidenplastik (ohne Fremdmaterial, kein „Plastik“ der Begriff leitet sich vom griechischen plasein= gestalten, ab) /Korrektur der hinteren Scheidenwand.

Das Bindegewebe unterhalb der Scheidenwand wird durch selbstauflösende Nähte zusammengefasst. Darüber die Scheidenhaut verschlossen.

Eine kurzfristige Tamponade (48h) der Scheide mit nachfolgender Lokaltherapie mittels Zäpfchen die in die Scheide gelegt werden sorgen für eine gute Wundheilung

Damit kann bei korrekter Technik zumeist eine anhaltende Korrektur erreicht werden.

Wichtig ist aus meiner Sicht die nach Möglichkeit gleichzeitige „apikale Fixation“.

Durch Zug am Gebärmutterhals wird das Ergebnis der Scheidenplastik gesichert.

Ich bevorzuge in den allermeisten Fällen die Kombination mit der LASH (siehe Startseite).  

 

                                                ii.      Lifting des Beckenbodens unter Nutzung der eigenen Bänder. Ohne Einsatz von Netzen oder Bändern, die als Fremdmaterial langfristig durch Vernarbung, Entzündungen bis hin zu Infektionen führen können, kann der Beckenboden angehoben und die Senkung korrigiert werden. Hierzu bietet sich das zweitstärkste Band, das den Beckenboden hält, das runde Mutterband an.

 

 

 

 

 

1.       Pelvic Floor Disorder Risk Highest With Assisted Vaginal Delivery

2.       Handa VL, Blomquist JL, Knoepp LR, et al. Pelvic floor disorders 5-10 years after vaginal or cesarean childbirth. Obstet Gynecol. 2011 Oct. 118(4):777-84. [Medline]. [Full Text].